«Viele sagen, sie würden lieber am Virus sterben als zu verhungern.»
Godfrey Kalema, Mitarbeiter GHU, berichtet über die aktuelle Lage in Uganda und die bevorstehenden Herausforderungen des Landes.
Liebe Freunde und Unterstützer von God helps Uganda
Die Coronasituation hat sich hier im Lande etwas beruhigt. Nachdem unsere Regierung realisierte, wie gefährlich das Virus ist, wurde erstmals ein kompletter Lockdown (Ausgangssperre) im ganzen Land angeordnet. Jetzt wurden die Beschränkungen wieder etwas gelockert, worüber wir alle erleichtert sind, denn viele Menschen hier können nur Essen auf den Tisch bringen, wenn sie an diesem Tag etwas gearbeitet und verdient haben.
So hat der Lockdown viele Menschen in grosse Nöte gebracht, weil sie ihre Familien nicht mehr versorgen und ernähren konnten. Dies wiederum hatte Auswirkungen auf familiäre Beziehungen, vermehrt wurde häusliche Gewalt wahrgenommen und bei der Polizei gemeldet. Die Regierung versprach, die Bedürftigen mit Nahrungsmittelpaketen zu unterstützen, was aber leider bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeführt wurde. Auch den schulischen Bereich hat der Lockdown stark beeinflusst, denn die Kinder konnten nicht mehr zur Schule. Unsere Kinder, vor allem in ländlichen Gegenden, sind nicht gewohnt, online mit Computern miteinander in Verbindung zu treten, zudem ist dies auch sehr teuer. Die Regierung hat die Bevölkerung zwar aufgefordert, mit diesen technischen Mitteln zu arbeiten, aber es hat sich als zu grosse Herausforderung für viele herausgestellt. Jetzt wird über Radio versucht, die Kinder teilweise zu unterrichten. Wir befürchten aber, dass dieses Jahr schulisch verloren ist und die Kinder ein Schuljahr repetieren müssen.
Aufgrund der Coronakrise gibt es in Uganda eine weitere Sorge: Die Zahl der Jugendlichen, die schwanger wurden sowie die sexuellen Übergriffe auf Kinder und Jugendliche stiegen rapide an. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2011 durch das Gesundheitsamt zeigte auf, dass 25% der Mädchen im Alter von 15-19 entweder schwanger waren oder schon ein Kind geboren hatten. Obwohl derzeit keine aktuellen Zahlen zur Coronazeit bekannt sind, entnehmen wir den Zeitungen, dass es eine viel höhere Zahl sein wird als bei der letzten Untersuchung.
Anfänglich wurde der Bevölkerung vermittelt, dass die erkrankten Menschen ausländische Lastwagenfahrer seien, welche Ware nach Uganda transportierten. Wir befürchten aber, dass die Zahl der Erkrankten viel höher ist als man aus den Medien hört. Bei uns sagen wir: «Die Regierung befindet sich zwischen einem Felsen und einem harten Stein, da ein totaler Lockdown grosse Auswirkungen auf Wirtschaft und Bevölkerung hat». Viele sagen, sie würden lieber am Virus sterben als zu verhungern.
Wir sind sehr dankbar, dass wir dank grosszügigen Spendern bereits zweimal Essenspakete und sonstige lebensnotwendige Unterstützung in die Dörfer bringen und unter den GHU-Familien verteilen. Diese Pakete haben nicht nur Nothilfe geleistet, sondern auch dazu beigetragen, dass die Gemeinschaft untereinander und im Miteinander gestärkt wurde. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Euch, dass Ihr uns weiterhin unterstützt und für uns betet.
Godfrey Kalema