Zukunft für benachteiligte Kinder und Jugendliche

«Irgendwie versuchten wir einfach alle über die Runden zu kommen!»

Die ersten Kinder, die vor 20 Jahren ins God helps Uganda Kinderheim Ndejje, Kampala, aufgenommen wurden, waren die Geschwister Suzan und Mike. Im Sommer 2018 besuchten die Projektleiter Urs und Ursula Klauser die beiden in ihrem Zuhause in einem Dorf in der Nähe von Mukono. Suzan – in der Zwischenzeit glücklich verheiratet – bekam kurz zuvor ihr zweites Kind. An diesem Nachmittag war eine sehr grosse Dankbarkeit der beiden gegenüber Gott und auch God helps Uganda zu spüren, das Treffen war herzlich, freudig und ermutigend. Beim Erzählen aus ihren Erinnerungen sprudelte es nur so aus ihnen heraus und es war spannend und schön zuzuhören:

Bei God helps Uganda habe ich erfahren, was es heisst, geliebt zu sein, ich fühlte mich geliebt, ich erlebte es immer und immer wieder, dass man unsere Anliegen ernst nahm und man sich um uns kümmerte.

Suzan

Suzan:
Unsere Eltern starben beide an Aids, der Vater etwas früher. Als dann die Mutter auch noch starb, war ich als ältestes von vier Kindern sechs Jahre alt und Mike war erst drei. Ich kam zu einer Tante, die kränklich war und eigene Kinder hatte, auf die ich auch noch aufpassen musste. Ich wusste nicht, was es heisst, geliebt zu sein oder dass sich jemand um mich kümmert. Irgendwie versuchten wir einfach alle über die Runden zu kommen. Mike wurde in ein anderes Dorf zu Verwandten gebracht und es war für uns ein großes Geschenk, als wir nach zwei Jahren durch einen Pastor mit God helps Uganda in Berührung kamen und wir beide zusammen mit noch anderen Kindern in einem Heim in Ndejje aufgenommen wurden.

Mike:
Ich weiss noch genau, dass die Verwandten mir beim Abschied ein Mädchenkleid anzogen und zum ersten Mal bekam ich Schuhe, die mir zwar viel zu klein waren, weswegen ich während des langen Fussmarschs zum Heim schlimme Blasen bekam. Aber diese Schuhe waren dann für mich das Ein und Alles, ich putzte sie, schmierte sie samt Sohle mit KörperVaseline ein, polierte sie und stellte sie täglich schön glänzend neben mein Bett.

Eines Tages wurde ich krank und dachte, dass ich jetzt sterben würde, was aber nicht das Schlimmste war. Viel schlimmer war der Gedanke, meine Schuhe nicht mit in den Tod nehmen zu können. Da ich im Dorf öfters auch nachts draussen war und auch dort schlief, kannte ich keine Angst. So kam es, dass ich auch im Heim nachts öfters nicht schlafen konnte und einfach nach draussen ging, manchmal sogar dort einschlief.

Eines Nachts war ich wieder draussen eingeschlafen. Doch plötzlich stand jemand mit einem Hammer vor mir und schrie: «Ich töte dich!» Und von drinnen kreischte es: «Diebe sind da!» Ich verstand gar nichts, da ich nicht wusste, was Diebe sind. Ich sah dem Mann fragend in die Augen, da aber erschien die Polizei und er rannte weg.

Suzan:
Wir könnten noch so vieles erzählen, aber etwas möchte ich hier ganz besonders erwähnen. Dafür bin ich bis heute so sehr dankbar und in meinem Herzen ist der Wunsch gewachsen, nicht nur meinen Kindern Liebe zu geben, sondern auch denen, die keine Liebe bekommen. Ich will sie aufnehmen und mich um sie kümmern. Ich baue derzeit an einem Haus, damit diese Vision Gestalt annehmen kann.

Mike, sichtlich berührt über alles, was er erlebte und voller Dankbarkeit, liest uns aus der Bibel Markus 10, 28-30 vor und umarmt uns ganz herzlich.